Donnerstag, 6. März 2014

Wie der Tee zu mir fand

...in Kurzfassung.

Tee ist doch nur etwas für alte Menschen!
Dies war noch bis vor etwa sechs/sieben Jahren meine Meinung.
Doch an einem Abend, als ich bei Jan, einem guten Freund von mir, saß, sollte sich diese Meinung langsam aber sicher ändern. „Hey hast du Lust einen Tee zu trinken, ich habe grade die Kanne meiner Eltern geliehen und nen echt leckeren Schwarztee mit Kirscharoma hier“. Na gut, ein bisschen was zum aufwärmen kann ja nicht schaden, dachte ich mir und willigte ein. Da ich bis dato Tee eigentlich nur in Beutelform kannte, war ich umso überraschter, als mir nun zum ersten mal Loser serviert wurde. Der Tee war aufgegossen, großzügig mit Zucker versehen und nach etwa einem Liter war für mich klar; ich brauche auch eine Teekanne. Kurz danach stand eine einfache Glaskanne mit Plastiksieb und eine kleine Auswahl an Tees aus einer großen Supermarktkette bei mir.
Doch dies sollte erst der Anfang sein.
Nachdem besagte Auswahl aufgebraucht war, war ich bereit für den nächsten Schritt;
Der Gang in einen richtigen Teeladen. Und so betrat ich kurze Zeit später TeeGschwendner am Jungfernstieg in Hamburg. Was mir als erstes auffiel war der Duft, der mir entgegenschlug. Angenehm und beruhigend. Noch etwas hilflos stand ich dann vor den Regalen und wurde von der enormen Auswahl schlicht erschlagen. Eine freundliche Verkäuferin war sofort zur Stelle und fragte mich, ob sie mir weiterhelfen könne. So lernte ich Lena kennen, die mich auf meinem Weg der Entdeckung des Tees sehr prägen sollte.
Sie hatte nicht nur immer eine gute Empfehlung für mich, sonder konnte mir zu jedem Tee auch immer etwas über das Anbaugebiet, die Herstellung und natürlich auch den Geschmack erzählen. So hätte ich am liebsten schon direkt im Laden eine Tasse trinken wollen, aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Ich arbeitete mich durch das halbe Sortiment der aromatisierten Tees, bis ich mich traute die „richtigen“ Tees zu probieren. Zu erst sollten es Grüne sein, denn vor den Schwarzen hatte ich noch zu viel Respekt, der war mir zu kräftig. Lena empfahl mir mit einen chinesischen Chun Mee, da dieser grade Anfänger gut geeignet sein. Nicht zu grasig im Geschmack, wie vielleicht manche der japanischen Tees, und auch nicht zu kräftig. Von da an standen vorwiegend Grüntees in meinem Regal, die ich nun auch ohne Zucker trank.
Da auf Dauer immer nur Grüntees auch irgendwann langweilig werden, war es wieder Zeit einen neuen Weg auf meiner Teereise einzuschlagen; Schwarze Tees. Auch hier wurde ich wie immer bestens beraten, und ging mit jeweils 50g Darjeeling, Ceylon und Assam nach Hause. Die erste Reaktion: Uh! Das ist ganz schön bitter (Assam Malty und zu allem Überfluss noch zu lange ziehen lassen). Mit einer kleinen Priese Zucker wurde es erträglicher. Nein, das war nicht unbedingt was ich erwartet hatte aber wenn er nun schon mal da war, wollte ich ihn auch nicht wegwerfen. Mit der Zeit und den getrunkenen Litern, fand ich aber auch an diesen Sorten mein Gefallen, reduzierte auch den Zucker immer mehr und lernte auch diese Art zu schätzen. Als sich auch die Schwarztees dem Ende neigten, war für mich klar, dass ich auch in dem Bereich weiter forschen musste! Je mehr ich probierte, desto mehr konnte ich auch langsam aber sicher feine Unterschiede herausschmecken und noch immer gab es Tees im Sortiment, die ich noch nicht probiert hatte, noch immer gab es so viel zu entdecken. Zucker war dann auch endgültig gestrichen. Der Gaumen lernt dazu und Tees die Anfangs vielleicht nicht dem Geschmack entsprechen, lernt man schätzen. 

Irgendwann stand ich etwas unentschlossen vor meinem Teeregal, das inzwischen etwa 20 verschiedene Sorten umfasst und musste feststellen, dass es so nicht weitergehen konnte. Nachdem ich mich einmal durch meine komplette Sammlung probiert hatte, mistetet ich aus. Übrig geblieben zwei Grüntees, drei Schwarztees, ein Oolong und ein weißer Tee.
Das waren meine Favoriten, an denen sich alle Tees die da noch kommen sollten zu messen hatten.
Einer sollte sie alle schlagen. In der Schweiz gibt es einen kleinen versteckten Teeladen namens Shui Tang. Ich hatte in einem Blog gelesen, dass hier vor allem sehr gute Oolongs vertreten seien. Als ich die Gelegenheit hatte einen Ausflug in die Schweiz zu unternehmen, war für mich klar, dass ich dem Shui Tang einen Besuch abstatten musste. Gesagt, getan. Nachdem ich nach einigem Umherirren den Laden schließlich fand und nach Oolong fragte, mit dem Zusatz, dass ich mich mit dieser Art von Tee kaum auskenne, wurde ich von Meng-Lin, der Besitzerin, an einen Tisch geführt und über weit eine Stunde verkosteten wir zwei Tees, die sie in Form traditioneller Teezeremonien zubereitete. Ein unglaublich schönes Erlebnis. Jeder Aufguss brachte neue Aromen und veränderte den Charakter des Tees leicht. So wandlungsfähig hatte ich diese Pflanze noch nicht erlebt. Da lernte ich den Zhengcong Tie Guanyin kennen, der bis heute mein kostbarster Teeschatz ist.
Mit meinem studiumsbedingten Umzugs nach Kiel, musste ich dann auch von meinem liebgewonnenen TeeGschwender Abschied nehmen. Noch bevor ich hier mein Zimmer in der besten WG von allen fand, hatte ich schon sämtlichen Teeläden in Kiel einen Besuch abgestattet und jeweils zwei bis drei Tees zur Probe mitgenommen, damit ich auch in Zukunft gut versorgt sein würde. Als klarer Sieger ging der Teekontor Kiel hervor. Neben ausgezeichneten Tees, waren es die super Mitarbeiter und die unheimlich gemütliche Atmosphäre dieses kleinen Ladens, die mich überzeugten.
Umso schöner war es, als ich dann im Juli des Jahres 2013 die Gelegenheit bekam in besagtem Geschäft einen Studentenjob als Aushilfe annehmen zu können. Es ging damit ein kleiner Traum in Erfüllung; Ich kann den ganzen Tag mit etwas arbeiten, das ich liebe und ich kann anderen Menschen die Leidenschaft für Tee auch ein Stückchen näher bringen, so wie Lena damals mit mir gemacht hat.

Meine eigene Tee-Reise geht indes weiter. Es gibt noch viele weitere Tees zu entdecken und ich freue mich schon jetzt auf eine heisse Tasse dieses wundervollen Getränks, die ich mir gleich nach Beendigung dieses Beitrages zubereiten werden.

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